Kaffee hat eine magische Wirkung auf Menschen. Er vertreibt Albträume, fördert die Konzentration und verleiht Absichten Ausdauer. Ich nehme dich in diesem Blog-Post mit auf eine kleine Reise: Von der Entdeckung des Kaffees über dessen Einfluss auf die Weltgeschichte bis hin zu meiner persönlichen Geschichte mit Starbucks und einem Herzensprojekt in Bali.
Woher kommt der Kaffee Arabica?
Kaffee Arabica (Coffea arabica) stammt ursprünglich aus Äthiopien, genauer gesagt aus den Hochlandregionen im Südwesten des Landes. Insbesondere aus der Region Kaffa, der der Name «Kaffee» entlehnt ist. Dort wächst die Arabica-Pflanze wild im Regenwald. Bereits vor Jahrhunderten nutzten die Einheimischen die Kaffeepflanze. Es gibt viele Legenden, z. B. die des Hirten Kaldi, der entdeckte, dass seine Ziegen nach dem Fressen der Kaffeekirschen besonders lebhaft wurden. Ab dem 15. Jahrhundert wurde Arabica-Kaffee über den Jemen (Hafenstadt Mokka) in die arabische Welt exportiert. Von dort gelangte er nach Europa, Indien, Indonesien und schliesslich nach Lateinamerika. Arabica gilt als hochwertiger als Robusta-Kaffee und hat einen milderen, aromatischeren Geschmack mit weniger Koffein. Heute wird Arabica-Kaffee in vielen tropischen Ländern weltweit angebaut.
Die historische Verbreitung von Arabica-Kaffee
Hat Kaffee die Welt verändert?
Schon immer hat man dem Kaffee Kräfte und Energie zugestanden und der weltweite Siegeszug dieser wunderbaren Bohnen war nicht mehr aufzuhalten. Der Kaffee war an diversen weltpolitischen Ereignissen beteiligt: 1789 wurden in Kaffeehäusern die Massen für die französischen Revolution mobilisiert. Die amerikanische Unabhängigkeits-Erklärung wurde im Kaffeehaus verfasst und Kaffee wurde nach der «Boston Tea Party» zum amerikanischen Nationalgetränk erklärt, weil man keinen überteuerten Tee der Kolonialherren mehr kaufen wollte. Und auch in Österreich fand die Revolution 1948/49 vor den Toren eines Kaffeehauses statt: Auslöser war der Verrat eines Kellners, der in dem Kaffeehaus tätig war, in dem der Sturz Metternichs geplant wurde. Kaffee hat also in der Tat die Welt verändert (Youtube-Video dazu ansehen).
Starbucks: Der Mega-Brand – alles begann mit einer Kaffeebar
Bevor Starbucks zum heutigen Mega-Brand wurde, verkaufte die Firma Edelkaffeebohnen und hochwertige Kaffeemaschinen in Seattle. 1982 wurde Howard Schultz (damals Abteilungsleiter für den Verkauf sowie Vizepräsident von Hammarplast Medical) als Manager für das Marketing und das operative Geschäft von Starbucks eingestellt. Das Unternehmen verfügte damals über 4 Filialen. Bereits ab 1983 verfolgte Schultz die Idee, Kaffee als Getränk anzubieten. Er kündigte und gründete seine eigene Kaffeebar namens „Il Giornale“. Seine früheren Arbeitgeber unterstützen sein Vorhaben. Mithilfe von Investoren kaufte er 1987 Starbucks den bisherigen Eigentümern ab. Die Kette expandierte danach rapide:
- 1991 Gründung der hundertsten Filiale
- 1992 ist Starbucks börsennotiert
- 1995 begann die Expansion ins Ausland
Im Jahr 2000 zog sich Howard Schultz aus dem operativen Geschäft zurück und wechselte in den Aufsichtsrat. Am 26. Juni 2018 verliess er nach gut 30 Jahren das Unternehmen. Mittlerweile zählt Starbucks über 40’000 Coffee-Shops in 80 Ländern. Dazu zählt auch imposante «Starbucks-Kathedrale», in der alten Post von Milano oder die New York Roastery in der Stadt, die niemals schläft (ich habe im Blog über die Shopping Trend Tour bereits über Starbucks Reserve® berichtet).
Howard Schultz (Chairman von Starbucks) und Peter Herzog, 2000
Bei den Schlussverhandlungen für das Joint-Venture für die Schweiz und Österreich, im Büro von Howard Schultz in Seattle, 1999
Wie kam Starbucks in die Schweiz?
Der Unternehmer Beat Curti (Inhaber der Bon Appetit-Group) hatte sich in die Marke Starbucks verguckt und wollte die «Lizenz zum Rösten» für die Schweiz ergattern. Als CEO von Passaggio für die Schweiz, Deutschland und Österreich (später Autogrill, heute Avolta) bekam ich den Auftrag, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Starbucks wollte eigentlich zuerst in Deutschland Fuss fassen (gross, relativ einfach zu knacken) – wir konnten Howard Schultz jedoch von der Schweiz als idealen «Testmarkt» überzeugen.
So starteten im Jahre 1999 die Verhandlungen – und wir waren nicht allein: Unternehmen wie Globus, Mövenpick und andere wollten den Deal ebenfalls.
Nach 12 Monaten «pendeln» zwischen Seattle und Zürich, schienen wir fast am Ziel. Doch der Abschluss gestaltete sich zäh, also quartierte ich die beiden Verhandlungsteams für eine Woche in einem Haus in Südfrankreich ein. Mit der klaren Ansage «Entweder wir haben Ende Woche einen Deal oder das war’s».
Nach einer intensiven und effizienten Woche mit diversen Vertragsversionen (Seattle arbeitete jeweils an den neuen Versionen, wenn wir langsam ins Bett gingen) brauchte es schliesslich doch die Präsenz von Beat Curti in Seattle, um die finale Zusage zu bekommen. 2001 eröffnete schliesslich der erste Standort am Central in Zürich. Eine wunderbare und lehrreiche Erfahrung!
Kleine Anekdote: Ich wollte einen Exit im Vertrag und einen Kaffee-Crème im Angebot, zumindest für die ersten Jahre (Herr und Frau Schweizer waren damals noch nicht so begeistert von Kaffee im Becher und Sirup im Heissgetränk). Und beides habe ich bekommen, auch wenn ich während den Verhandlungen darum gebeten wurde, besser wieder nach Zürich zurückzufliegen. Und ich behielt mit beiden Punkten recht: Der Kaffee Crème brachte in den ersten Jahren an die 18% des Umsatzes und auch vom Exit wurde schliesslich Gebrauch gemacht, als Beat Curti das Joint Venture für die beiden Länder Österreich und Schweiz an Starbucks zurückverkaufen musste.
Eine persönliche Passion – die Bali Coffee Foundation
Aus dieser Starbucks-Episode ist bei mir eine grosse Passion für die Kaffee-Welt entstanden. Deshalb lag es nahe, etwas in dieser Richtung zu tun: Nicht für das Geschäft, sondern privat und aus Vergnügen.
So reiste ich nach Bali, nahm mit Schweizern vor Ort Kontakt auf und wurde mit dem ehemaligen Tourismus-Direktor Nyoman Bagiarta vernetzt. Er erzählte mir von seiner Vision, nämlich den Wasserstand eines heiligen Sees ganz im Norden von Bali zu retten. Viele chinesische Investoren bauten Resorts oder Villen, holzten die Wälder ab und pflanzten Blumen, was zur Bodenerosion führte. Da kam uns die Idee, an diesen Hängen (meistens Mischwald) Kaffeebäume zu pflanzen. Um dem Boden eine bessere Stabilität zu geben und dadurch den Wasserkreislauf wieder herzustellen.
Wir waren uns sofort einig und starteten eine Stiftung, die diversen Bauernfamilien den Einstieg in das Geschäft mit Kaffee erleichterte und so den Prozess in Gang setzte. Hier ein kleines Video über das Projekt.
Leider ist Nyoman vor ein paar Jahren verstorben, aber die Familien arbeiten nach wie vor mit Kaffee. Ich selbst habe mich schliesslich auch zurückgezogen: Meine Unterstützung wird nicht mehr benötigt und das Leben bringt andere Projekte mit sich.
Wenn du also nach Bali reist, kann ich den Norden nur empfehlen. Vielleicht verbunden mit einem Aufenthalt in einem der Cottages im Puril Lumbung, geführt von der Tochter von Nyoman, Yudhi. Oder in einem der unzähligen Resorts um Ubud.
Ein weiteres Treffen mit Nyoman, seiner Kaffee-Rösterin, Peter Herzog und seiner Frau Robin
Mittlerweile ist meine Kaffee-Bibliothek auf weit über 100 Bücher angewachsen, aus allen Kontinenten und zig Ländern…
Die erste Ernte auf der Kaffee-Plantage in Bali – ein magischer Moment