Seit über 20 Jahren bin ich als Hotel-Berater tätig. In den zwei Jahrzenten meiner Tätigkeit gab es auch immer wieder Projekte, die nicht realisiert wurden. Zu meinen Aufgaben gehört es, Projekte realistisch einzuschätzen, Chancen und Risiken aufzuzeigen und mein Wissen einzubringen. Für mich ist ein Projekt nicht nur erfolgreich, wenn es verwirklicht wird. Sondern auch, wenn die Erfolgschancen realistisch eingeschätzt und faktenbasierte Entscheidungen getroffen werden. Deshalb stelle ich heute ein Projekt vor, dass nach meiner Beratung nicht umgesetzt wurde: Die Erweiterungsbauten des Hotel Vieux Manoir in Murten. Dieses Projekt ist das dritte Projekt aus der Artikel-Serie – bereits vorgestellt habe ich die Projekte im Westside Bern und am Flughafen in Hamburg.
Das Hotel le Vieux Manoir in Murten – ein Bijou mit Potential
Das Hotel le Vieux Manoir liegt in Murten direkt am schimmernden See. Ich durfte den Betrieb 2009 bei der Konzeption der Erweiterungsbauten beraten. Das Vieux Manoir ist ein Bijou mit viel Potential, trotzdem muss man sich am Anfang eines solchen Projekts ganz ehrlich die Frage stellen, wieso man Mehrkapazität schaffen will, wenn die bestehende Auslastung nicht markant über dem Markt liegt. Auch das Bauen an einer Uferzone bringt Tücken mit sich, die am besten bereits in der Planungsphase einkalkuliert werden. Auch muss man möglichst von Anfang an die unterschiedlichen Stakeholder in die Planung miteinbeziehen: Es ist immer wieder erstaunlich, welche Vereine, Behörden und Interessensgruppen es in der Schweiz gibt. Und wie viel Gewicht in deren Wort liegt. Diese Umstände können einen Bau nicht nur erheblich verzögern, sondern sogar zu einem Projekt-Abbruch führen.
Schliesslich muss man bei einem Erweiterungsbau auch operative Herausforderungen berücksichtigen. Ein bestehender Betrieb ist in der Regel gut organisiert, die Wege sind klar und die für den Gast nicht sichtbaren Bereiche sind optimiert. Kleinere Erweiterungen sind mit ein wenig Flexibilität möglich. Sobald aber grössere Bauten dazukommen, werden die operativen Abläufe und Bereiche komplett umgestellt, was zu höheren Betriebskosten und Ineffizienz führt. Wenn weitere Produkte zu einem Betrieb dazukommen, muss auch die Kommunikation entsprechend angepasst werden. Eine klare Kunden- und Preissegmentierung ist zentral, um Missverständnisse zu vermeiden und die richtige Zielgruppe anzusprechen.
Das Projekt rund um das Le Vieux Manoir gehört zu meinen Highlights, auch wenn es nicht umgesetzt wurde.
Ein Highlight ohne Umsetzung
Das Vieux Manoir in Murten gehört für mich zu den Highlights meiner Karriere, weil ich hier meine volle Kompetenzen als Hotel-Berater und Brückenbauer einsetzen konnte. Es war ein spannender Prozess, zusammen mit der Eigentümerfamilie herauszufinden, was machbar wäre. Wie immer galt es einerseits, die Visionen und Wünsche für das Projekt zu verstehen und diese zu formulieren. Andererseits ist es meine Aufgabe, die betriebswirtschaftlichen Fakten (Nutzwertanalyse) aufzubereiten. Diese gilt es dann mit den Architekten zu spiegeln. Und schliesslich die jeweiligen Einschränkungen durch Heimatschutz, Landschafts- und Wasserschutz miteinzubeziehen. Trotz aller Anstrengungen konnte das Vorhaben schliesslich leider nicht realisiert werden. Manchmal sind Visionen, persönliche Ziele, wirtschaftliche Realitäten und behördliche Standpunkte nicht auf einen Nenner zu bringen. Ich erinnere mich aber sehr gern an diese Zusammenarbeit zurück. Es war ein Projekt, dass mich durch dessen Aufgabenstellung aus meiner Routine genommen hat. Sehr interessant und auch sehr lehrreich.
Hotel le Vieux Manoir in Murten
Hotel le Vieux Manoir in Murten